Bist du wirklich online?

Ich dachte, Scrollen war meine Meditation.

Ich wuchs in einer Brooklyn-Wohnung auf, wo meine Mutter mir lehrte: Freude lebt im Rhythmus — und mein Vater codete Systeme, die nicht lügen. Um 3 Uhr morgens beobachtete ich Fremde, wie sie ihre Triumphe als heilige Rituale posteten: jeder Like, jeder Kommentar — ein stilles Austausch, das echter fühlte als das Gesicht des Bildschirms.

Das erste Signal: Dein Feed fühlt sich wie eine Museumsausstellung.

Du scrollst durch kuratierte Momente — jeder Beitrag poliert, jede Geschichte inszeniert — nicht als Ausdruck, sondern als Performance. Der Algorithmus belohnt nicht deine Wahrheit; er belohnt deine Vorhersehbarkeit. Ich verbrachte eine Stunde damit, mich selbst in einer Schleife zu betrachten: Niemand lächelte zurück.

Das zweite Signal: Du vermisst den Klang der Stille.

Wir haben Atem gegen Bandbreite eingetauscht. Deine Stille ist keine Einsamkeit — sie ist Überwachung. Die App fragt nicht, ob du lebst; sie fragt, ob du rentabel bist. Meine Großmutter sagte immer: „Echte Verbindung lebt nicht auf Bildschirmen — sie lebt zwischen Herzschlägen.“ Sie hatte recht.

Das dritte Signal: Deine „Likes“ sind Gedenksteine ohne Trauernde.

ein tausend Klicks heilen keine Trauer. Sie archivieren sie nur. Jedes „gelikte“ Foto ist ein Grabstein ohne eingeritzten Namen. Ich postete einmal über meinen Vaters Tod — und bekam null Antworten. Das war keine Interaktion. Das war Ersatz.

Das vierte Signal: Du verwechselst Trendfolgen mit Zugehörigkeit.

Du jagst nach Serien, weil dir das System sagte, es bedeute etwas — doch es bedeutet nur Datenpunkte. Echte Gemeinschaft wächst nicht in Algorithmen; sie wächst in gemeinsamer Stille um 4 Uhr morgens, wenn die Welt noch atmet.

Das fünfte Signal: Du glaubst, Automatisierung sei Intimität.

die Plattform nennt ihre Filter „fair“. Doch Fairness ist nicht zufällig — sie ist kalibriert, um dich zu binden. Meine Mutter sagte immer: „Technologie sollte Seele dienen — nicht Script.“ Ich lerne noch, wie man abschaltet, ohne mich zu verlieren.

In welchem Moment fühltest du dich zuletzt wirklich gesehen?